Mönchspfeffer – Ein spezialisierter Rohstoff für Medizin und Ernährung

Wissenswertes
Mönchspfeffer – Ein spezialisierter Rohstoff für Medizin und Ernährung

Warenkunde: Mönchspfeffer – Ein spezialisierter Rohstoff für Medizin und Ernährung

Herkunft und Geschichte

Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus), auch Keuschlamm genannt, ist ein Strauch aus der Familie der Eisenkrautgewächse (Verbenaceae). Ursprünglich im Mittelmeerraum und Westasien beheimatet, wird die Pflanze seit Jahrtausenden kultiviert. Sie kann bis zu fünf Meter hoch wachsen, trägt fingerförmig gespreizte Fiederblätter und beeindruckt mit weißen bis bläulich-violetten Blüten.

Schon in der Antike und im Mittelalter galt Mönchspfeffer als anaphrodisierendes Mittel, das den Sexualtrieb dämpfen sollte. Der lateinische Name "agnus castus" (Keuschlamm) sowie die Bezeichnung "Mönchspfeffer" weisen auf diese historische Nutzung hin. Interessanterweise wurden die scharf-würzigen Früchte auch als Pfefferersatz verwendet.

Verwendung und Eigenschaften

Mönchspfeffer ist eine spezialisierte Nutzpflanze, deren Bedeutung vor allem in der Pflanzenmedizin liegt. Die getrockneten Beeren enthalten sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide und Diterpene, die vielfältig genutzt werden.

In der modernen Pflanzenmedizin werden die Extrakte aus den Früchten insbesondere zur Harmonisierung des weiblichen Zyklus geschätzt. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Inhaltsstoffe regulierende Einflüsse auf den Hormonhaushalt haben können. Diese Eigenschaften machen Mönchspfeffer zu einem wichtigen Rohstoff für Nahrungsergänzungsmittel und pflanzliche Arzneimittel.

Verwendung als Lebensmittel

Die Verwendung von Mönchspfeffer als Lebensmittel ist heute eher eine Randerscheinung. Aufgrund seines scharfen, leicht bitteren Geschmacks wurden die Beeren historisch als Pfefferersatz genutzt, insbesondere in Regionen, in denen echter Pfeffer schwer zugänglich war. Heutzutage spielt diese kulinarische Nutzung eine untergeordnete Rolle und beschränkt sich auf Nischenprodukte wie spezielle Gewürzmischungen oder dekorative Elemente in der Gourmetküche. Im Vergleich zur medizinischen Anwendung ist dieser Marktanteil unbedeutend.

Anbau und Ernte

Mönchspfeffer ist anspruchslos und bevorzugt sonnige, warme Standorte mit durchlässigen, sandigen bis lehmigen Böden. Die Pflanze ist dürreverträglich und gedeiht auch in trockeneren Regionen gut. Hauptanbaugebiete sind der Mittelmeerraum, insbesondere die Türkei, Griechenland und Italien. Diese Länder dominieren den Markt und liefern die meisten Rohstoffe für die weiterverarbeitende Industrie.

Die Ernte der Beeren erfolgt im Herbst, wenn sie vollständig gereift sind. Anschließend werden sie getrocknet, um ihre Inhaltsstoffe für die Weiterverarbeitung zu konservieren. Ein wachsender Anteil der Produktion stammt aus biologischem Anbau, der geschätzte Anteil an Bio-Ware liegt bei etwa 20 %.

Marktvolumen und Preisentwicklung

Der Markt für Mönchspfeffer ist überwiegend von seiner medizinischen Verwendung geprägt. In Europa und Nordamerika wächst die Nachfrage nach Nahrungsergänzungsmitteln und pflanzlichen Arzneimitteln kontinuierlich. Der europäische Markt für pflanzliche Produkte, zu denen auch Mönchspfeffer gehört, wird auf mehrere Milliarden Euro geschätzt.

Die Handelswerte für getrocknete Beeren bewegen sich im Großhandel zwischen 4 und 10 Euro pro Kilogramm, abhängig von Qualität und Herkunft. Die Preise haben sich in den letzten Jahren moderat erhöht, was auf die steigenden Produktionskosten und den wachsenden Bio-Anteil zurückzuführen ist. Neben den klassischen Anbietern haben Bio-zertifizierte Betriebe einen stabilen Absatzmarkt gefunden.

Fazit

Mönchspfeffer ist eine spezialisierte Nutzpflanze mit klar definierten Einsatzgebieten, insbesondere in der Pflanzenmedizin. Für Verarbeiter und Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln und pflanzlichen Arzneimitteln ist sie ein unverzichtbarer Rohstoff. Ihre Rolle im Lebensmittelbereich bleibt hingegen marginal. Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen, biologisch angebauten Rohstoffen bietet jedoch Potenzial für nachhaltige Produktion und langfristige Partnerschaften in der Lieferkette.

Quellen

  1. European Medicines Agency (EMA): Monograph on Vitex agnus-castus. siehe auch (https://www.ema.europa.eu/en/documents/herbal-references/final-list-references-supporting-assessment-vitex-agnus-castus-l-fructus-revision-1_en.pdf)
  2. Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH): Jahresbericht zu pflanzlichen Arzneimitteln. Online abrufbar (Zugriff am 02.12.2024)
  3. FAO (Food and Agriculture Organization): Marktberichte zu Heilpflanzen und Gewürzen. Online abrufbar (Zugriff am 02.12.2024)
  4. Fachartikel „Economic importance of medicinal plants“, Journal of Medicinal Plant Research. Online abrufbar (Zugriff am 02.12.2024)